
Gemeinderat und Zahnarzt Dr. Kagerbauer berichtet über Kenia-Einsatz
Seit dem 17. September sind Dr. Christoph Kagerbauer, Gemeinderat und Zahnarzt aus Freinberg sowie seine beiden Mitstreiter, Zahnarzt Hermann Karpfinger (29) aus Ergolsbach, der derzeit in Dingolfing praktiziert sowie Zahnarzthelferin Silke Bruckmoser (28) aus Dingolfing, wieder wohlbehalten von ihrem humanitären Einsatz in Kenia in ihrer niederbayerischen Heimat gelandet. Sie waren dort ehrenamtlich drei Wochen als Zahnärzte für die Hilfsorganisation „Dentists & Friends helping hands e.V.“ im Einsatz.
Die Reise auf den schwarzen Kontinent startete am 27. August. Nach rund 16 Stunden Flug — mit vier Stunden Aufenthalt auf dem Istanbuler Flughafen — landete das Einsatzteam aus Bayern in Mombasa. Doch damit war die Reise an den ersten Einsatzort noch nicht zu Ende — weiter ging es, in Begleitung eines Verbindungsmanns der Friends Church, die Organisation, die die drei Helfer aus Niederbayern eingeladen hatte, nun circa eine Stunde nach Kilifi zur ersten Unterkunft, die sie bereits von Deutschland aus gebucht hatten. Und schon wartete die erste Überraschung:
Alle Betten waren belegt und so ging’s weiter in ein Hotel namens „Water Gate“, nicht berauschend, aber immerhin lag die Gruppe endlich gegen 4.30 Uhr morgens im Bett, nachdem sie insgesamt über 20 Stunden auf den Beinen war. Wobei — die Ruhe währte nur eine halbe Stunde, dann schallte das Gebet des Muezzin vom Tonband durch die Stadt und am nächsten Morgen um 9 Uhr stand bereits die Abfahrt nach Jaribuni auf dem Plan, der erste Einsatzort der Drei: In der dortigen Dispensery Station, einer kleinen Behelfskrankenstation, wo Mütter mit ihren Kindern von einer Schwester mit Medikamenten versorgt wurden, stand ein Raum für die ersten Zahnbehandlungen bereit.
Diese erwiesen sich allerdings gleich beim ersten Kontakt mit der afrikanischen Realität als äußerst hart — für das Ärzteteam aus Niederbayern, ebenso wie für die Patienten: Letztere wurden entweder auf einem einfachen Holzstuhl behandelt oder mussten sich — bei schwierigeren Fällen — auf einen Tisch legen. Als Licht mussten in der Regel die mitgebrachten Stirnlampen reichen, weil Strom Mangelware war, ebenso wie frisches Wasser.
Neben der Arbeit lernten die drei Niederbayern aber Land und Leute kennen: Mittags wurden sie von der Dorfgemeinschaft bekocht, was, besonders wenn es Fleisch gab, eher gewöhnungsbedürftig war. Christoph Kagerbauer wurde zudem eingeladen, zu schauen, wie die einfachen Familien leben und lernte einen alten Dorfschamanen kennen. In Mbudzi, einem zweites Dorf, das die Dienste des mobilen Zahnarztteams in Anspruch nahm, wurde in Ermangelung anderer Räumlichkeiten kurzerhand in der örtlichen Kirche gearbeitet.
Jeweils am Spätnachmittag, vor Einbruch der Dunkelheit, fuhren die Niederbayern zurück in ihr Hotel, und gingen zum Abendessen in ein nahes Lokal, wo es ein frisches Bier und einfache, einheimische Reisgerichte gab. Leider erwies sich das Hotel auch über den schlechten Service hinaus als echter Reinfall:
Als einzige weiße Besucher des Hotels, wurde das Team von einem Gästepärchen ausgeraubt. Ergebnis: Bargeld, Foto- und Videokamera — alles weg, das Gaunerpärchen über alle Berge, die Zahnarzt-Crew im ersten Augenblick völlig demoralisiert und die Polizei machtlos. Da gab es nur eine Lösung: Ein Hotelwechsel war also dringend angesagt, wo die letzten Tage in Kilifi dann doch noch wesentlich angenehmer verliefen.
Ab 4. September ging’s nach Mombasa-Bamburi, wo das Helfer-Team nach allen bisher gemachten Erfahrungen in ein ganz normales, seriöses Touristenhotel mit allem Komfort eincheckte. Im nahen Viertel Shanzu wartete nun eine weitere Einsatzstation, die Little Angel School, eine Privatschule, wo die Kinder Schuluniform trugen und Essen bekamen.
Hier arbeiteten das zahnärztliche Team auf 16 Quadratmetern mit Übersetzer sowie meist drei Patienten gleichzeitig. Der Ansturm war jedenfalls immens, so dass am Schluss sogar noch der Kompressor den Geist aufgab — damit war eine Wasserkühlung des Bohrers nicht mehr möglich. Das hieß, das Team konnte am Ende seines Aufenthaltes nun nur noch einfache Fälle übernehmen — wie „Zange und Hebel in die Hand und Zahn raus“.
Beim Einchecken auf der Rückreise gab’s dann noch einen weiteren Moment, in dem den Reisenden das Herz kurz stehen blieb: Sie mussten ihren Koffer mit dem zahnärztlichen Equipment öffnen und waren sich dabei bewusst, dass sie weder den Segen eines Ministeriums noch eine offizielle Arbeitserlaubnis vorzuweisen hatten.
Doch am Ende landete die Crew dann doch wieder heil und wohlbehalten in Niederbayern. Ihr Fazit des abenteuerlichen Einsatzes: „Ein nächstes Mal „ja“ — aber dann erstmal in einem anderen Land.“
veröffentlicht im Dingolfinger Anzeiger